→ Unser Prospekt zur Isel
2. Mai 2013
Osttiroler Bote

Spielen auf Zeit funktioniert nicht

Mit Schreiben vom 20. Dezember 2012 hat die Europäische Kommission von der Republik Österreich die Nachnominierung von über 150 Gebieten eingefordert, die für ein Verfahren nach dem Natura-2000-Programm in Frage kommen. Exemplarisch genannt wurde dabei auch die Isel und deren Zubringer. Wie die meisten der aufgelisteten Gebiete, ist auch die Isel bereits eingehend von Experten untersucht und als schutzwürdig eingestuft worden.

Österreich bekam eine Frist bis Ende Jänner, die dann noch einmal bis 11. April verlängert wurde, um im EU-Pilotverfahren (Vorstufe zum Mahnverfahren) Stellung zu nehmen. Nun hat das zuständige Landwirtschaftsministerium (Minister Berlakovich/ ÖVP) in Brüssel die Stellungnahme eingereicht. Streng vertraulich – und „natürlich“ nicht für die Öffentlichkeit bestimmt! Die könnte das interessieren, zumal ja noch einige Wahlgänge anstehen im laufenden Jahr. Aber das österreichische Amtsgeheimnis hat derart Tradition, dass es vielleicht bald als „Kulturerbe“ nominiert wird – aber das ist eine andere Geschichte.

Landesrat Pupp erklärte, dass die österreichischen Bundesländer von der EU-Kommission fordern, wissenschaftlich nachvollziehbare Daten zur Untermauerung ihrer Forderungen bezüglich der Nachnominierungen zur Verfügung zu stellen. Dieses „Spielen auf Zeit“ dürfte allerdings nicht auf Dauer funktionieren. Kommissionsbeamte sind schließlich auch Menschen, die sich nicht ewig vertrösten lassen werden. Und sie haben auch registriert, dass in der verstreichenden Zeit vor Ort Tatsachen geschaffen werden, wie derzeit am Piz val Gronda am anderen Ende Tirols.

Die Osttiroler Bürgermeisterdelegation hat doch schon im vergangenen Herbst eine sehr ähnliche Botschaft aus Brüssel mitgebracht: Die Gesetze der EU sind nicht verhandelbar.

Offensichtlich lässt man sich da bewusst auf etwas ein, was ganz ohne prophetische Gabe vorhersehbar ist: ein Mahnverfahren, das richtig teuer werden wird für die österreichischen Steuerzahler. Verantwortliche wird es dann vermutlich keine geben, aber das ist in unserem Land ja auch gewachsene Tradition.

Bei der Isel geht es um die Alternativen Kraftwerk oder Naturjuwel. Der Wert einer Sache ist immer ein Spiegelbild von Angebot und Nachfrage: Je seltener etwas ist, desto höher steigt sein Wert. Aus diesem Betrachtungswinkel hat ein Gletscherfluss im Herzen Europas allemal mehr Potenzial als ein Kraftwerk, das hauptsächlich im Sommer Strom liefern kann, wenn die Erzeugerpreise am niedrigsten sind.

Zu den Souvenirs der Reise nach Brüssel gehört das Angebot, über das Natura-2000-Programm auch Förderungen ins Land zu bringen. Life+-Förderungen sind speziell für Landwirtschaft und Tourismus, die wichtigsten wirtschaftlichen Standbeine der Region, interessant. Vielleicht sollten sich die verantwortlichen Bürgermeister doch einmal die Mühe machen und vergleichen, ob nicht der sprichwörtliche Spatz in der Hand besser ist als die Taube auf dem Dach.

Thomas Haidenberger, Iselsberg-Stronach

 
 
28. Feb 2013
Osttiroler Bote

Kraftwerkspläne

Blau kreist die Erde durch den weiten Raum.
Die Wasser wogen und atmen, durchbluten das Land und die Wesen auf ihr und steigen zum Himmel und strömen herab.
So sind wir alle verwandt und verschwistert.
Isel, man will dich in die Rohre zwingen.
Auch du sollst arbeiten, schön sein ist nicht genug.
Dass dein Stoff durch unsere Leiber läuft, dein Anblick unsere Herzen rührt,
fällt nicht weiter ins Gewicht.
Mir wird ganz bang.
Ich wink der Sonne zu, die Flammenatem lächelnd ihr Spiegelbild durchs Wasser rollt, und bitt, sie möge doch ein Licht aufgehen lassen.
Die nicht, und legt sich tröstend zu der Iselfrau, der Hoffnung schöpfend Wasserdunst entweicht, und spricht: „Lauf du nur deinen grünen Pfad entlang.
Was lebt, braucht deinen kühlen klaren Geist, derweil ich Licht und Kraft und Wärme, erdenweit in unermesslich großer Fülle schenke.
Und es sind viele, die das schon verstehen.“
Sie küsst der Isel helle Locken.
Die fängt in ihrem Bett das Träumen an, mit Wimpern schwer von Wassertropfen
und gluckert leis: „Na dann, noch Fragen, meine Herren?“

Heidrun Siebert, Lienz

 
 
24. Jän 2013
Osttiroler Bote

Den Tauernbach fließen lassen

Derzeit ist ein regelrechtes Wettrennen um die letzten frei fließenden Gletscherflüsse in unserem Land im Gange, besonders in Osttirol. Die INFRA will unter Beteiligung der Anrainergemeinden die Isel „schonend“ in einen Stollen zwängen. In Kals sollen weitere Abschnitte des dortigen Baches zu Restwasserstrecken verkommen. In Innervillgraten, an der Schwarzach, am Debantbach und wer weiß wo sonst noch gibt es mehr oder weniger konkrete Pläne und immer neue Ideen für weitere Wasserkraftwerke, die mit dem Rückenwind der Tiroler „Landeseigentümer“ vorangetrieben werden.
Jüngst hat nun die TIWAG, „unser landeseigener Stromversorger“ ein Kraftwerk am Tauernbach zur Umweltverträglichkeitsprüfung eingereicht. Auch diesem, derzeit noch weitgehend ungenutzten Gewässer soll also endlich eine wirtschaftliche Bedeutung gegeben werden. Die Proponenten des Projekts suhlen sich förmlich in Bescheidenheit. Begriffe wie angemessene Nutzung, geringer Eingriff, verkürzte Ausleitungsstrecke, schonend, hohe Akzeptanz, CO2-frei, keine negativen Auswirkungen auf die Isel, … wurden in die Pressevorlage gepackt und so „ganz unverdächtig“ unter das Volk gebracht. Dabei sind sich die Fachleute natürlich im Klaren darüber, dass alles andere als das stark zurechtgestutzte Projekt aufgrund der gesetzlichen Grundlagen niemals Aussicht auf Realisierung hätte. Somit sind all die „einfühlsamen“ Änderungen ein Muss, und kein bisschen freiwilliger Verzicht.
Da will uns also wieder einmal jemand ein X für ein U vormachen! Der Tauernbach ist wie die Isel ein typischer Gletscherfluss mit viel Wasser von etwa Mitte Mai bis Ende September. An die 80 % der Jahresproduktion fallen in diese Zeit. Zudem stammt ein erheblicher Teil des verfügbaren Wassers nicht aus den laufenden Niederschlägen, sondern vom dramatischen Abschmelzen des ewigen Eises der Gletscher, das aber sicher nicht bis in Ewigkeit fließen wird. Soweit die Realität!
Theoretisch ist manches anders. Da könnten 20.000 Haushalte mit Strom versorgt werden, aber halt leider nicht das ganze Jahr über! Auch die
Reduktion des Ausstoßes an CO2 bleibt rein theoretisch,
weil Kohlekraft, zu dieser Zeit kaum am Netz ist, im Sommer ist dafür kein Bedarf gegeben.
Hohe Akzeptanz herrscht vermutlich beim Matreier Bürgermeister, der sich Entschädigungen von rund 100.000 €/ Jahr erwarten kann. Die Grundeigentümer im Tauerntal, die wesentliche Verfahrensschritte aus den Medien erfahren durften, sind da offenbar nicht ganz seiner Meinung.
Für die TIWAG wird sich das Projekt vermutlich schon irgend- wann rechnen. Vielleicht sollte man sich beim Landesenergieversorger aber besser darauf spezialisieren, den immer häufiger anfallenden Stromüberschuss aus benachbarten Wind- und Solarkraftwerken in den alpinen Speichern zu lagern. Der wäre zudem auch weit billiger als zerstörerische Eingriffe in die letzten naturnahen Flussbiotope der Alpen, nämlich gratis!

Thomas Haidenberer, Iselsberg-Stronach

 
 
17. Jän 2013
Osttiroler Bote

Natura 2000 taugt nicht als Schreckgespenst!

Österreich hat sich mit dem EU-Beitritt natürlich auch für die Erhaltung schutzwürdiger Landschaft, seltener Tier- und Pflanzenarten, dem europäischen Naturerbe Natura 2000, entschieden und verpflichtet.
Freiwillig. Im Falle einer Nominierung der Isel und der Zubringerbäche ginge es dabei ausschließlich um den Fluss selbst und den Streifen öffentlichen Wassergutes und nicht um privaten Grundbesitz. Mit Natura 2000 werden auch EU-Gelder ausgeschüttet, die beispielsweise die Lechtaler und Kärntner an der oberen Drau gerne angenommen haben.
Unserer Landesregierung gefällt dieser Schutzpassus für die Isel allerdings gar nicht, ebenso wenig wie den Bürgermeistern der Kraftwerksgemeinden, die ihre Ausleitungspläne gefährdet sehen. Umweltlandesrat (!) Th. Pupp gibt sich brav koalitions- und kraftwerkstreu und spricht von „guten Argumenten“ gegen eine Ausweisung, die er uns dann allerdings schuldig bleibt. Denn um in den Worten von Bgm. Andreas Köll zu bleiben: „Nach Meinung der Europäischen Kommission sind in der alpinen Region Habitate des Typs Alpine Flüsse mit Ufergehölzen der Deutschen Tamariske unzureichend repräsentiert.“ Ein langes Verfahren steht uns bevor – das ist sicher – und unsere politische Vertretung wird es nicht aufhalten können. Bis dahin wäre ein Kraftwerkplanungsstop sinnvoll, allerdings passiert genau das Gegenteil. Wasserkraftpläne werden fleißig voran getrieben. Um keine Zeit zu verlieren, wird im Virgental sogar zwei PR-Agenturen, (bezahlt von der Hauptgesellschafterin Infra), das Feld überlassen und beim Tauernbachkraftwerk wurden die Grundbesitzer noch gar nicht informiert. Beide Kraftwerke sind reine Sommerkraftwerke und dienen nicht der Versorgungssicherheit.
Auf der Strecke bleibt bei diesen politischen Manövern die Tatsache, dass die Besonderheit der Isel nicht gesehen und eine große Chance für unsere Nationalparkregion vertan wird. Wenn wir es zulassen!

Anna Maria Kerber, Oberlienz

 
 
25. Okt 2012
Osttiroler Bote

Iselkraftwerk

Lange habe ich das Ansinnen der Virgener und Prägratner Gemeindeführung nicht ernst genommen. Selbst die Volksbefragung hat mich noch nicht sonderlich beunruhigt. Das ganze Vorhaben schien mir so phantstisch, insbesondere die 25% Beteiligung der Gemeinden, dass ich einfach nicht glauben konnte und wollte, dass dies ernst gemeint sein kann. Die ganzen Bemühungen der Gemeinden machen aber deutlich, dass die Gemeinden den Weg für die TIWAG aufbereiten wollen. (Man denke nur an die Beschlüsse der Landesregierung, dass die Wasserrechte möglichst der TIWAG vorbehalten werden sollen).
In der Zwischenzeit sind jedoch die Bürgermeister von Kals, Virgen und Prägraten einen Schritt weitergegangen. Sie verlangen vom Nationalpark mehr Geld. Eine durchaus vernünftige Forderungen, wenn die Bürgermeister gleichzeitig ein Konzept für eine nachhaltige Entwicklung der Region vorgelegt hätten. Wenn jedoch im gleichen Atemzug auch angedeutet wird, wozu sie diese Mittel am Besten verwenden würden und die Aussage tätigen, dass man für den Naturschutz genug getan hätte und man sich Einmischungen von außen verbiete, dann kann man über solche „Weitsicht“ unserer Politiker – ganz vorsichtig gesagt – nur mehr den Kopf schütteln. Mir persönlich kam bei der Aussage der Bürgermeister die Breschnew-Doktrin in den Sinn. Geht in einer globalisierten Welt Nichtbewohner dieser Gebiete tatsächlich nichts an, was damit geschieht? Der Regenwald in Brasilien und in vielen anderen Gebieten der Welt hat starken Einfluss auf das Klima auch bei uns. Bischof Kräutler kämpft für die Erhaltung des Lebensraumes der Urbevölkerung und kämpft damit auch für den Regenwald und gegen die Klimaerwärmung. Ich bin damit direkt wieder beim Iselkraftwerk. Wenn die Gletscherschmelze in den nächsten Jahren so weiter geht, kann man sich fragen, ob in dreißig Jahren noch genug Wasser ist. Oder fehlt das Wasser, wenn die Gemeinden dann die Erlöse aus dem Stromverkauf lukrieren könnten? Aber was solls, da sind sie ja längst nicht mehr Bürgermeister!
Die EU erwartet an sich schon lange die Meldung der Isel als Natura 2000 Schutzgebiet. Unser größtes Kapital ist die einigermaßen intakte Natur. Dürfen wir da wirklich hergehen und den letzten Gletscherfluss in Europa kurzsichtigem Profitstreben von Konzernen opfern? Oder wurde die derzeitige Krise nicht auch von den Konzernen verursacht? (Stichwort: Goldman-Sachs). Jeder Unternehmer ist bestrebt, sein Kapital zu erhalten. Die Touristiker sollen es opfern?
Beim Iselkraftwerk sprechen allein schon die gesetzlichen Bestimmungen gegen eine Gemeindebeteiligung. Nach meinen Infromationen spricht man von ca. € 180.000.000 Kosten. Davon sollen Virgen bzw. Prägraten jeweils 25 % oder € 45.000.000 übernehmen. Je nach Zinssatz ist für 30 Jahre mit einer Annuität zwischen € 2.000.000 und € 3.000.000 zu rechnen. Will man in Virgen bzw. Prägraten auch „Matreier Verhältnisse“ schaffen? Oder will man nur den Boden für die TIWAG aufbereiten? Aber selbst wenn man davon ausgeht, dass die Finanzierung selbstverständlich durch das Land genehmigt wird bzw. überhaupt vom Land bevorschusst - oder noch unwahrscheinlicher -, vom Land für die Gemeinden übernommen wird, spricht alles gegen das Iselkraftwerk im Vorfeld des Nationalparks.
Abschließend nur ein kleiner Hinweis noch, weil ich oben von „Matreier Verhältnissen“ gesprochen habe. Ist doch auch der TOV Osttirol in einer prekären finanziellen Lage. Ist beim TOV Osttirol nicht auch Dr. Köll im Vorstand?

Christoph Brugger

 
 
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Die Gemeinden Virgen und Prägraten planen um insgesammt 144 Mio. € (Preisbasis und Stand 2011) ein Kraftwerk, wobei der Großteil der Isel, dem letzten freifließenden Gletscherfluss der Alpen, für über 15km ausgeleitet werden soll. Wir von der Bürgerinitiative sind pro Isel und gegen das Kraftwerk Virgental, oder wie es von der PR-Firma umbenannt wurde "Kraftwerk Obere Isel".