Name: | keltisch „ys“, bedeutet schnell, reißend (geläufigste Deutung) oder hoch und tief. |
Ursprung: | Umbaltal in 2.400 m Höhe |
Höhendifferenz: | 1.730 Höhenmeter |
Gesamtlänge: | 57,26 km |
Einzugsgebiet: | 1.200,36 km² |
Besonderheit: | Die Isel ist der letzte intakte Gletscherfluss der Alpen und Tirols einziger Nationalparkfluss. |
Die Isel ist der letzte Gletscherfluss der gesamten Alpen, der ohne Stau, Ausleitung oder größeren Schwall durch Kraftwerke noch frei fließt. Ihre wichtigsten Nebenflüsse sind der Tauernbach, Kalserbach und die Schwarzach.
Naturjuwel Isel
Die Isel entspringt am Umbalkees in den Hohen Tauern, durchfließt die Ortschaften Prägraten, Virgen, Matrei, St. Johann im Walde, Ainet und Lienz. Sie nimmt auf ihrem Weg 48 Gewässer auf. Besonders beeindruckend sind die Isel-Katarakte, die mehrstufigen Umbalfälle in Prägraten. Im gesamten Verlauf gibt es keine künstlichen Hindernisse, weshalb Fische ungehindert passieren können, v. a. Regenbogenforellen, Äschen und Huchen fühlen sich in der Isel wohl. Die Deutsche Tamariske, auch Rispelstrauch genannt, wird als stark gefährdet eingestuft und ist daher besonders schützenswert, sie ist eine Pionierpflanze, die nur auf Schotterbänken wächst.
Lebensader Isel
Die Isel bildet mit ihren Zubringern ein stark vernetztes und durch den Menschen in seinen Grundzügen noch wenig verändertes Gewässersystem. Ihre Zuflüsse sind weitgehend ursprünglich; die Isel selbst ist energiewirtschaftlich völlig ungenutzt und weist über weite Strecken einen dynamischen Flussraum mit einer hohen Vielfalt an selten gewordenen Lebensgemeinschaften und Arten auf.
Zudem durchfließt die Isel Kern- und Außenzone des Nationalparks Hohe Tauern sowie die Nationalparkregion und verbindet diese Region mit der Kulturlandschaft des unteren Isel- und Drautales. Nach der europäischen Wasserrahmenrichtlinie ist die Isel durch das "Verschlechterungsverbot" geschützt. Die Isel ist ein alpenweiter Referenzfluss über die Grenzen Österreichs hinaus, ihre Erhaltung eine unabdingbare Notwendigkeit.
Gletscherfluss Isel
Als Gletscherfluss zeigt die Isel ein ganz besonderes Abflussverhalten, nämlich deutliche tageszeitliche und jahreszeitliche Schwankungen der Wasserführung. Der typische Tagesgang in den Sommermonaten wird durch die Gletscherschmelze bestimmt: An einem kühlen Morgen fließt viel weniger Wasser als am Abend. Die Sonneneinstrahlung am Gletscher ist am frühen Nachmittag am stärksten; das Schmelzwasser erreicht erst am frühen Abend die Tallagen und in der Nacht die Mündung der Isel in Lienz.
Erlebnis- und Erholungsfluss Isel
Nicht nur aus Naturschutzgründen ist eine ungestörte Erhaltung der Isel angezeigt. Die Isel ist in den Tallagen ein besonders wichtiger Erholungsraum für Menschen und bei Osttirols Bevölkerung und Gästen äußerst geschätzt. Die Isel ist im gesamten Talraum leicht erreichbar und als öffentliches Wassergut für jedermann frei und kostenlos betretbar. Sie ist für Besucher weitgehend erschlossen (Rad- und Wanderwege begleiten an vielen Stellen ihre Ufer) und damit erlebbar für Wanderer, Spaziergänger, Rollstuhlfahrer, Radfahrer, Nordic-Walker, Inline Skater....
Für den Wassersport (Kajakfahren und Rafting) bietet die Isel verschiedenste Schwierigkeitsgrade und ist als Gletscherfluss mit wechselnder, im Sommer besonders starker Wasserführung und immer wieder sich änderndem Flussbett besonders begehrt.
Bedrohung der Isel
1989 | Großkraftwerk Dorfertal/Matrei in Osttirol |
2004 | "Pumpspeicheranlage Raneburg" mit einem Großspeicher im Tauerntal und "Neubau Iselstufe Matrei-Lienz" mit der Ausleitung der unteren Isel. |
2011 | Speicherkraftwerk Virgental |
Auswirkungen von Kraftwerken
Speicher im Einzugsbereich der Isel (auch kleine Tagesspeicher, noch stärker natürlich Großspeicher) bewirken in Rückhaltezeiten eine Verringerung der Geschiebeführung und damit eine geringere Flussdynamik. Der Fluss verliert seine formende Kraft und damit seine ökologische Qualität, da er an besonders wertvollen Lebensräumen verarmt. Genau diese hochdynamischen Lebensräume, die sich immer wieder verändern, sind im Alpenraum sehr selten geworden. Auch die nachfolgende Drau würde durch das Geschiebedefizit negativ beeinflusst; dort besteht ja derzeit schon – mitverursacht durch das TIWAG-Draukraftwerk Strassen-Amlach – ein ausgesprochener Geschiebemangel. Die Flusssohle tieft sich dadurch immer stärker ein, damit sinkt auch der umliegende Grundwasserspiegel, Wiesen und Auen fallen trocken.
Ein Großspeicher hielte im Sommer Feinsedimente zurück und ließe sie verstärkt in derzeitigen Klarwasserzeiten (Herbst, Winter, Frühjahr) ab; eine Verschlammung des Gewässergrundes und starke Trübung während der Fortpflanzungszeit der Fische und anderer Wassertiere ist die Folge; viele Tierarten werden dadurch stark beeinträchtigt, manche sterben aus.
Naturnahe Flüsse haben einen besonders hohen Erholungswert. Dieser große und von Einheimischen und Gästen immer mehr geschätzte Erholungswert der Isel würde durch geringeren Sommerwasserstand erheblich beeinträchtigt. Hinzu kämen noch die äußerst nachteiligen Auswirkungen der periodischen Speicherräumungen, da ein Gletscherbach erhebliche Mengen an Geschiebe und Feinsedimenten führt, die im Speicherraum liegen bleiben und entfernt werden müssen.
1) Der „Gletscherfluss“ Isel/Osttirol; seine Bedeutung im Naturhaushalt und seine Bedrohung durch Kraftwerksplanungen von Wolfgang Retter
(Jahrbuch des Vereins zum Schutz der Bergwelt (München), 72. Jahrgang 2007, S. 55-72)
2) Wikipedia, „Isel“, 17.06.2011, 20:00 Uhr