→ Unser Prospekt zur Isel
23. Mai 2012
Osttiroler Bote

Vorgezogene Volksbefragung

Warum die überraschende Vorverlegung der Volksbefragung über das Kraftwerksprojekt im Virgental um vier Monate auf den 17. Juni? Fürchten die Bürgermeister den sich entwickelnden Widerstand? Sind die Kraftwerkspläne nur mehr über Taktik durchzusetzen?
Für eine faire Abstimmung sollte ausreichend lange Zeit für eine ausgewogene Diskussion zur Verfügung stehen. Das Projekt wird aber erst am 15. Juni mit allen Details der Bevölkerung vorgestellt. Zwei Tage sind für eine kritische Auseinandersetzung in allen Einzelheiten nicht ausreichend. Zudem besteht keine mediale und finanzielle Chancengleichheit zwischen Projektbetreibern und Kritikern. Die Argumentation mit den Sommertouristen wird auf diese Art vollständig vermieden.

Heidrun Siebert, Lienz
Dipl.-Ing. Martin Knoch, Lienz
Monika Unterwurzacher, Prägraten a. G.

 
 
10. Mai 2012
Osttiroler Bote

Wenig Förderung für Photovoltaik

Ein „10-Punkte-Aktionsprogramm“ soll Tirol in die Energieautonomie führen. Darunter findet sich auch die Unterstützung der Photovoltaik. Politiker lassen sich jetzt auch besonders gerne vor Photovoltaikanlagen ablichten. Eigentlich verständlich, die Informationsveranstaltungen zu diesem Thema waren schon in den vergangenen Jahren bestens besucht, und die Umfragen bestätigen der Sonnenenergie eine hohe gesellschaftliche Akzeptanz. Nun möchte man meinen, dass die politischen Akteure in diesem Sinne auch für den Ausbau der Photovoltaik tätig werden. Weit gefehlt!
So wurde die Bundesförderung heuer von 45 Mio € auf 25,5 Mio € gekürzt, und Tirol fördert nur, wenn der Ansuchende für eine 5 KWpeak-Anlage in die Bundesförderung gekommen ist – und das ist schon schwer genug. D. h. es gibt keine eigenständige Förderung des Landes für Photovoltaik und auch kein Bestreben endlich einen fairen Einspeistarif über Jahre zu sichern. Die Strategie des Bundes und des Landes liegt weiterhin schwerpunktmäßig im Ausbau der Wasserkraft, bis die letzten Bäche endgültig ausgeleitet sind. Bis zum Jahr 2020 sind österreichweit Investitionen für Wasserkraftwerke in Höhe von 5,6 Mrd € geplant, und für Wind, Photovoltaik und Biomasse zusammen (!) stehen lediglich 500 Mio € zur Verfügung. Die E-Wirtschaft und unsere politischen Funktionären zeichnen deshalb weiterhin das Bild der wirtschaftlichen und ökologischen Wasserkraft, im Wissen um tröpfelnde Gletscherbäche im Winter und einem hohen, wahrlich nicht ökologischen Landschaftsverbrauch.
Auf Dauer wird sich die Sonnentechnologie damit allerdings nicht verhindern lassen. Sicher verhindert wird das Vertrauen in eine Landesregierung, die kaum etwas von erneuerbaren Energieformen außer der Wasserkraft hält. Die Photovoltaik erzeugt und nutzt Energie vor Ort, es gibt keine jahrelangen Bauphasen und keine Abhängigkeit von Großkonzernen, wie bei der Wasserkraft. Sonnenenergie ist für Haushalte und Unternehmen von Interesse und wäre auch für entsprechende Projekte in den Gemeinden eine nachhaltige Alternative. Sehr viele Bürger und Bürgerinnen entscheiden sich trotz der geringen bis fehlenden Förderung für Photovoltaik, weil sie verstehen, dass diese Energieform ein Beitrag zu einer dezentralen, weniger abhängigen Energieversorgung ist und auch unsere Bäche verschont.

Anna Maria Kerber, Oberlienz, „Initiative Iselfrauen“

 
 
19. Apr 2012
Osttiroler Bote

Entbehrliche Wortmeldung

Herr NR Franz Hörl behauptet, dass bei einer Ausweisung der Isel als Natura 2000-Schutzgebiet „keine Betriebsansiedlungen links und rechts des Flussverlaufes möglich würden“.
Entweder will Herr Hörl die Leser damit täuschen oder er weiß über Natura 2000 wirklich nicht besser Bescheid.

Natura 2000, eingerichtet zum Schutz bestimmter Lebensräume – hier von Pionierstandorten im Iselbett –, bedeutet nur ein Verschlechterungsverbot der ökologischen Situation. Es beeinträchtigt keinerlei bestehende Nutzung; es sind sogar neue Nutzungen möglich, wenn das Schutzziel – z. B. die Situation der Tamarisken an der Isel – nicht wesentlich beeinträchtigt wird.
Familien mit Kindern werden wie bisher an der Isel lagern und spielen, Fischer weiterhin fischen, Paddler weiterhin die Isel befahren, Rafter weiterhin die freien Fließstrecken dieses letzten Gletscherflusses der Alpen erleben dürfen. Und dass neue Betriebe in das öffentliche Wassergut Isel hineingebaut werden sollten, glaubt wohl Hörl selbst nicht.

Hörls Erkenntnis, dass „die Zukunft der Energieversorgung in erneuerbaren Energiequellen“ liegt, setzt Osttirol schon längst um; damit ist unser Bezirk dem übrigen Tirol seit Jahrzehnten weit voraus: Hier entstanden die ersten Selbstbaugruppen Tirols für thermische Solarnutzung (1989) und ebenfalls ab 1989 die ersten biomassebeheizten Wohnanlagen Tirols, 1994 wurde die erste biomassebetriebene Dorfheizung Tirols in St. Jakob gebaut; inzwischen ist Osttirol durch die Stadtwärme Lienz, Regionalenergie Osttirol und viele private Biomasseheizungen in der Wärmeversorgung nahezu autark.

Unser Bezirk erzeugt durch das Flusskraftwerk Strassen-Amlach und nahezu 190 weitere Wasserkraftwerke deutlich mehr Strom als er verbraucht. Inzwischen nimmt die Zahl der privaten Photovoltaikanlagen unaufhaltsam zu und hat längst schon eine mehrfache Pro-Kopf-Leistung gegenüber Nordtirol. Wenn ganz Tirol eine Solarstromnutzung wie unser Bezirk aufwiese, läge es nicht wie jetzt an vorletzter Stelle der österreichweiten Statistik, sondern an erster.

Eine lohnende Aufgabe für Herrn ÖVP-NR Hörl wären dahingehende Bemühungen, dass auch der übrige Teil Tirols sich derartigen Standards wie in Osttirol annähert. Verzichtbar sind Belehrungen und erfundene Behauptungen, die das Vertrauen in politische Aussagen noch weiter sinken lassen.

Dr. Wolfgang Retter, Obmann des Vereins zum Schutz der Erholungslandschaft Osttirol, Lienz

 
 
19. Apr 2012
Osttiroler Bote

Photovoltaik-Verhinderer

Deutschland machte es vor. In einer beispiellosen Aktion hat die deutsche Regierung das erfolgreichste Gesetz (EEG – Einspeisegesetz für erneuerbare Energien) zerstört und den weiteren Ausbau der Photovoltaik brutal gestoppt. Am Sonntag, 25. März 2012, lieferte die Photovoltaik von 10 bis 15 Uhr fast 16 Gigawatt (entspricht 15 Blöcke von Fukushima) von 30 Gigawatt benötigter Leistung. In guten Tagen kann die Photovoltaik bereits mehr als die Hälfte des Stromes liefern, am späten Nachmittag übernimmt meist der Wind die Versorgung. Der Rest stammt aus Atomkraftwerken. Kohle-, Gas- und Pumpspeicherkraftwerke stehen still. Damit ist bald kein Geld mehr zu verdienen. Die Stromkonzerne zwangen die Politiker zum radikalen Kurswechsel. Ohne Rücksicht auf Verluste wurde ein Erfolgsweg abgebrochen, jeden Tag gehen Solarfirmen in Konkurs, über 100.000 Arbeitsplätze sind akut gefährdet.

Das österreichische Ökostromgesetz ist ein Photovoltaik-Verhinderungsgesetz. Waren die Förderbedingungen bis jetzt schon mickrig, so wird es 2012 überhaupt finster. Für Anlagen über 5 KWpeak gibt es von OeMAG überhaupt nichts mehr, und der Klimafonds tröpfelt nur mehr 25,5 Millionen (2011 waren es noch 45) aus, auf Tirol entfallen davon exakt 1,912.300 €. Die TIWAG zahlt 15 Cent (immer für ein Jahr, ohne Rechtssicherheit) für den Überschuss-Strom statt des fairen Preises (je nach Berechnungsmethoden zwischen 25 und 35 Cent). Das Geld für Tirol reicht für 478 Anlagen mit 5 KWpeak, aufgeteilt auf die Bezirke sind das für Osttirol 33 PV-Anlagen. 60 Firmen sind bei uns in diesem Bereich tätig, jede von ihnen wird also 2012 eine halbe Anlage installieren. Dafür gibt Tirol 450.000 € für eine Solarpotenzialstudie aus, die uns sagt wo die Sonne scheint. Gleichzeitig mit den 25,5 Mio € für die Photovoltaik hat Umweltminister Berlakovich um weitere 160 Mio € CO2-Umweltzertifikate im Ausland gekauft.

Der Tiroler Anteil von 1,9 Mio € löst Investitionen von 5,7 Mio € aus, davon fließen fast eine Million als Umsatzsteuer nach Wien. Der Auftragswert sichert 60 heimische Arbeitsplätze, für diese sind weitere 900.000 € für Lohnsteuer, Sozialversicherung und Kommunalsteuer fällig. In Summe ergeben alle Abgaben genau die Fördersumme. Zur Klimafonds-Förderung muss man erst kommen. Am 24. April startet die erste Phase um 18 Uhr über eine Internet-Tombola. Drei Minuten später wird alles vorbei sein. Wieder 72 Stunden später müssen alle Unterlagen samt rechtskräftiger Auftragsbestätigung eingereicht werden, sonst scheidet man aus, die Warteliste wurde abgeschafft. Voodoo-Förderung unserer Polit-Zombies.

Ich habe 2011 mit meiner PV-Anlage in Lienz über 1.370 KWh pro KWpeak erzeugt, das sind Werte wie sie nur die sonnigsten Flecken unserer Erde schaffen. Osttirol hat das Solarpotenzial den gesamten Strom aus emissionsfreier, im Betrieb kostenloser Photovoltaik zu erzeugen, unter drei Voraussetzungen: fairer Preis statt Pseudo-Förderungen, geeignete Speichertechnologie und Politiker, denen die Zukunft unserer Kinder wichtiger ist als die Profite der Stromkonzerne.

Dipl.-Ing. Karl-Heinz Haas, MA, Lienz

 
 
3. Apr 2012

Nachlese zur Iselwanderung am 26.Februar 2012

Es war das Wetter nicht sehr freundlich, aber trotzdem folgten 70 bis 80 Personen der Einladung, in Prägraten neben der Isel zu wandern. Sie zeigten Wertschätzung für den Bach und sind überzeugt, dass man sich um seinen Erhalt wehren muss.
Was wäre so ein enges Tal ohne Bach?
Schnee lag noch genug auf der Langlaufloipe. Nebel ein Bote des nahenden Frühlings stieg aus der Isel. Erlen und Weiden neigten sich nicht mehr raureifbehangen über den Bach.
Nur mehr stellenweise verschwand das Wasser unter der Eisdecke. Murmelnd, mit wenig Gefälle rann neben uns die Isel jetzt, ganz wenig Wasser führend.
Talschlusswanderungen neben einen Bach sind etwas ganz beruhigendes, erholsames!
Winterschönheiten oder blühende Sommerwiesen! Diese hinteren Tauerntäler haben auf kleinem Raum Schönheiten , wie sie wenige in der EU haben. Kostbarkeiten die andere nicht nachmachen können, auch nicht um viel Geld! Solche Reichtümer, die uns, den Bewohnern dieser Täler gehören, den sollten wir um der Geldnöte der Gemeinde Willen, nicht achtend hergeben?? Neben den Wasser der Isel wird von den E-Konzernen auch 142km² Wassereinzugsgebiet gefordert.
Bei dieser Iselwanderung marschierten auch die beiden Bürgermeister von Prägraten und Virgen mit und warben ungemein zungenfertig für den Bau von Kraftwerken.
Das Argument Geldnöte der Gemeinden das ist einsehbar.
"Denn, seit es den Nationalpark gibt bleiben viele Gäste aus,
Nächtigungen gehen rapide zurück,
Abwanderung der Einwohner Zahl sinkt,
wir brauchen Arbeitsplätze für die vielen Pendler,
Gasthäuser leiden Mangel, oder müssen schließen,
Geld muss her,
Infrastruktur (was immer darunter gemeint ist?) muss her,
wir brauchen dafür Geld!", meinten die Bürgermeister.

Was die Talabwanderun betrifft, Iseltal hat viele Pendler, das sind gelernte, tüchtige Leute die schon immer auswärts Arbeit suchen mussten, die sich dann auch auswärts ansiedelten. Außerdem haben die Familien viel weniger Kinder als noch vor 30-40 Jahren.
Junge Iseltaler, die eine höhere Bildung anstreben, finden hier keine Anstellung sie müssen ihres Berufes wegen abwandern.
Ja, schaffen Kraftwerke wirklich Arbeitsplätze?? Ausleitungskraftwerke??
Dass die Gästezahl gesunken ist hat etliche Ursachen. Den Gast der jahrelang immer in dem selben Ort seinen Urlaub verbringt, der zu Fuß die Schönheit unserer Berge erwandert, abends im Gasthaus isst in privaten Unterkünften Anschluss an die Familie genießt, den gibt es fast nicht mehr. Dem heutigen Urlauber stehen fast alle Länder der Erde offen, und das zu erschwinglichen Preisen. Das gab es vor 30 Jahren noch nicht.
Ein vierwöchiger Urlaub wird in Abschnitte zerteilt, Der einfache Arbeiter, der früher unser Gast war, kann sich auch bei uns lange Urlaube nicht mehr leisten. Auch bei uns Vermietern hat sich manches geändert. Nach dem Krieg baute und renovierte die Hälfte der Einwohner im Iseltal ihre Behausungen neu. Jeder versuchte 2-3 Zimmer für Gäste einzurichten, um sie an Fremde zu vermieten. Damit die Last der Kredite die jeder abzuzahlen hatte, leichter war. Die Vermieter bemühten sich sehr um den Gast, ließen ihn teilhaben am abendlichen Gespräch in der Stube oder der Küche.
Die "Sommerfrischler" fühlten sich auch als "Gast".
Nun, heute sind die Schulden bezahlt, ein Arbeitsplatz irgendwo sicher, die Kinder erwachsen und benötigen den Platz. Manche richteten aus den Fremdenzimmern Ferienwohnungen ein, damit dieser enge Kontakt wegfiel. Schließlich gaben viele die Gästebeherbergung auf.
Aber wir haben Hotels, Gasthöfe, Berghütten und viele kleine Bauernhöfe, Fremdenpensionen die alle auf die Urlauber warten, ja auf Tourismus angewiesen sind. Denen diese Einnahmen lebenswichtig sind.
Ich begreife nicht, dass sich Bürgermeister für den Nationalpark abwertend äußern. Schon einmal die Nationalparkwerbung für Osttirol ist einmalig, in Wort und Bild unbezahlbar für uns.
Nun zurück zum Iselausleitungs Kraftwerk: Der Schaden für den Tourismus bei uns ist oft viel größer, als der momentane Nutzen für die Gemeindekassen!
Das Einmalige vom Iseltal ist die Schönheit der Landschaft mit ihren vielen Ausflugsmöglichkeiten. Dazu gehört auch die Isel und die urwüchsigen Bauernhöfe am Hang. Zu den großen Werbemittel aber, gehört auch der Mensch mit seiner natürlichen Freundlichkeit. Wir dürfen nicht, der Vorherrschaft fremder EU-Stromkonzerne unsere Wasser überlassen! Wenn "Sie" sagen: "Es ist das Beste für Euch", so meinen Sie "das Beste für sich!"

Theresia Köll, Matrei in Osttirol

 
 
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Falls Sie einen Leserbrief bei uns veröffentlichen wollen, mailen Sie ihn bitte an gegner@kraftwerk-virgental.at.
Die Gemeinden Virgen und Prägraten planen um insgesammt 144 Mio. € (Preisbasis und Stand 2011) ein Kraftwerk, wobei der Großteil der Isel, dem letzten freifließenden Gletscherfluss der Alpen, für über 15km ausgeleitet werden soll. Wir von der Bürgerinitiative sind pro Isel und gegen das Kraftwerk Virgental, oder wie es von der PR-Firma umbenannt wurde "Kraftwerk Obere Isel".