23. Feb 2012 Osttiroler Bote | Vor einigen Jahren hat man überall im Tal einen Aufkleber bekommen: „Osttirol, mein Bergtirol“. Der klebt auf meiner Trinkflasche, auf meiner Thermosflasche und klebte auf meinem alten Auto. Was um Himmels Willen ist los bei euch? Genau das, was ihr mit diesem Slogan vermitteln wolltet, wird nun ins Gegenteil gekehrt? Dann ist Osttirol wie Nordtirol – und meine Berge sind‘s sicher nicht mehr. Das Motiv der Bürgermeister, die eigene Gemeinde finanziell gut aufzustellen, ist nicht anzufechten. Das ist die Plicht der gewählten Gemeindevertreter. Aber um welchen Preis – und geht die Rechnung auf? Ich meine NEIN. Der gewählte Weg über Wasserrechte und das geplante Kraftwerk ist ein Weg des vergangenen Jahrhunderts. Wir sind, zur Erinnerung, im 21. Jahrhundert. Seit bereits zwölf Jahren... Es zeugt von wenig Fantasie und fast etwas von Hilflosigkeit, auf die Rezepte der Nordtiroler zurückzugreifen. Ich würde mir wünschen, das Denken der Verantwortlichen wäre etwas mehr nach vorn gerichtet. Und da wird die jetzige Einzigartigkeit des Virgentals immer mehr wert werden. In der Zukunft wird die Unberührtheit, die Naturbelassenheit eines Alpentals immer mehr zum „Alleinstellungsmerkmal“ werden – um mal im Duktus der PR-Maschinen zu sprechen. Macht euch das nicht kaputt, es ließe sich nie wieder rückgängig machen. Ihr hättet für immer verloren. Wir Touristen können uns nicht anmaßen, euch die richtige Lösung zu präsentieren. Wir haben sie ja auch nicht. Aber eines, aus Erfahrung: Der kürzeste Weg ist selten der beste. Habt ihr denn wirklich nichts Intelligenteres zu bieten als eure unberührte Natur anzugreifen? Das will ich nicht glauben. Ziemlich fassungslos macht mich auch die Schärfe des Konflikts seitens der Offiziellen. Was ich an Zitaten der Bürgermeister gelesen habe (v. a. Prägraten), zeugt von einer schier unglaublichen Ignoranz gegenüber den eigenen Gemeindemitgliedern. Das drückt ein hohes Maß an Ignoranz und Kompromisslosigkeit aus. Hier wäre genaues Hinhören angesagt, denn die Argumente der Kraftwerksgegner mögen unbequem sein, aber sie sind genau zu bedenken. Das ist eine Frage des Respekts. So geht man mit seinen Leuten nicht um. Einen dieser oben erwähnten Aufkleber hab ich noch: „Ost-tirol, mein Bergtirol“. Momentan bleibt er schön in der Schublade. Aber ich würde ihn sehr gerne wieder rausholen und kräftig Werbung für Euch machen. Ohne Kraftwerk – NUR DANN. Sonst wird er im Orkus versenkt, auch ohne Wasserrechte... Felix Schindele, München | |
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12. Feb 2012 | Zum NachdenkenJüngst, bei einer Zusammenkunft aller Beteiligten, zeigte sich zum Projekt Kraftwerk Virgental, dass es über weite Strecken aus Prognosen, Unsicherheiten, und Annahmen besteht.Sicher ist nur, dass dem zukunftsträchtigem Naturtourismus die Lebensgrundlage entzogen wird, und damit dem Virgental auch die Arbeitsplätze vor Ort. Sicher ist auch, dass dem Tal, wo die weltberühmten Umballfälle sich befinden, größter ökologischer Schaden zugefügt wird. Sicher ist auch, dass das Ansehen des Nationalparks Hohe Tauern schwer beschädigt wird. Sicher ist auch, dass diese mit dem Kraftwerk zugrunde gerichteten Säulen der Wirtschaft niemand berechnen und in Relation stellen wird. Und noch etwas: Hat nicht vor einiger Zeit unser Herr Landeshauptmann bei einem Osttirolbesuch sinngemäß gemeint: "Osttirol eignet sich hervorragend für den Gesundheitsurlaub?" Frage genehmigt; Gesundheitsurlaub? An ökologisch zu Tode gerichteten Flusslandschaften und einem klimatologisch verschlechtertem Iseltal. Der Wert eines ökologisch intakten Gletscherflusses kann mit keinem Geld der Welt ersetzt werden. Die Begeisterung der Bürgermeister für so ein Projekt, ist ein absoluter Schnellschuss, und daher eindringlich von diesen beiden Herren noch einmal zu überdenken. Unsere Bürgermeister könnten noch berühmt werden, aber bitte in unserem Sinne, das sind nämlich die wahren Werte für generationsübergreifende Lebensqualität. Noch ist es nicht zu spät! Arnold Berger, Prägraten | |
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9. Feb 2012 Osttiroler Bote | PlädoyerAus eisigen Höhen kommenddurchfließt sie das Umbaltal, seit urdenklichen Zeiten, wer zählt ihrer Jahre Zahl? Ihr gewaltiges Poltern und Tosen als Umballfälle bekannt, fasziniert neu oder wieder, Menschen aus Stadt und Land. Sie schlängelt im uralten Bette sich weiter durchs Virgental, gibt der Talschaft dann ihren Namen, bekannt als Iseltal. Die Wassermenge der Isel, als unantastbares Gut -auch für kommende Generationen- hüten getreu wir die kostbare Flut. Unsere Isel bedeutet Leben, für Mensch, Pflanze und Tier, sie muss erhalten bleiben, wir Frauen stehen dafür! Wir stehen dafür und setzen uns ein, im sicheren Wissen: wir sind nicht allein! Unser leidenschaftlicher Appell: Stört nicht den Lauf dieser urig-seltenen Quell! Erna Unterwurzacher, Prägraten a. G. | |
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2. Feb 2012 Osttiroler Bote | Flüsse voller LebenDas ausgelagerte Gehirn sieht den Schotter, den Brecher, die Sandhaufen, den Umsatz, wie viele Tonnen, wie viele Fuhren. Und sieht das Wasser, das ungenutzt zu Tale donnert.Flüsse voller Leben: Die Fische, die Vögel, ihren Durst löschen alle. Die Kinder am Ufer, sie spielen, sie buddeln. Die Tiere kommen im Schatten der Nacht, suchen Beute. Das Wasser ist Transportmittel, ist Spender von Nass, für alle. Für uns Osttiroler ist Wasser so selbstverständlich, anderswo umso kostbarer. Einen Tagesflug entfernt gibt es die 3-Stunden-Flüsse, einmal im Jahr. Für uns fast unvorstellbar, mitten im Wasserreichtum. Flüsse voller Leben und Gefahren. Unbezwingbar, wenn die Natur will. Nur scheinbar gebändigt und zahm – bis zum nächsten Hochwasser. Wir denken in viel zu kurzen Abschnitten. Was ist schon ein Menschenleben. Was bedeuten schon Jahrzehnte, Jahrhunderte. Was heute wichtig ist, kann morgen völlig unbedeutend sein. Landschaft bedeutet nicht Bewahrung, sondern Veränderung. Zeitlich – dem Jahreslauf folgend. Im Spätherbst tröpfeln die Wildbäche. Zwischen Eis eingekeilt ist das Rinnsal. Das Licht der Sonne bricht auf glitzernden Eiskristallen. Im Sommer ist es ein Tosen über Steine, ein wildes Geschehen, ungebändigte Kraft. Wasser ist Lebensgrundlage. Sein Verbrauch ist zu überlegen. Können wir heute erahnen, wie kostbar in wenigen Jahrzehnten unsere Flüsse sind? Unser Wasser ist quellfrisches Trinkwasser, Wasser transportiert Sand und Steine. Wasser ist Landschaft, Ruhepol, Löschwasser, eine sichtbare Grenze zwischen den Talseiten. Die Kraft des Wassers sinnvoll nutzen, das sollte auch den uns nachfolgenden Generationen noch möglich sein. Drum weg mit der Macht der Spekulanten, die nur Rechte verkaufen wollen. Die schnelles Geld brauchen und skrupellose Schritte setzen. Die Isel und ihre Nebenflüsse müssen bleiben. Genug davon ist schon verbraucht. Die Isel gehört zu Osttirol, als kraftvoller Wasserlauf. Im Namen der Iselfrauen: Anna Steiner, Matrei i. O. | |
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12. Jän 2012 Osttiroler Bote | Zu den KraftwerkenUndine, wach auf!Träum nicht mehr, Wasserfrau. Schlag auf dein grünes Auge, raffe das wellige Haar und gürte dich. Denn zuckende Finger zeigen auf dein sandiges Bett, die Unschuld soll verkauft werden. Die Schönheit gezwungen werden hinter Mauern. Wach auf, Iselfrau, singe! Sing dein betörendes Rauschen, dass ihnen ihre groben Sinne schwinden und ihr Herz weit wird für dein zärtliches Lied. Sing von den Kindern, die barfuß an deinen Ufern spielen und den umschlungenen Liebenden, mit ihrem Sommerlachen. Sing von den Sternen, die in deinen Wassern schwimmen und dem Mond, der dich nächtens küsst. Ach Iselfrau, was wissen sie von deiner Pracht. Und wenn ihr grobes Begehren es wagt dir Gewalt anzutun, dann packen wir ihre Köpfe und wenden sie der Sonne zu und halten ihr Haar in den Wind. Dort sind die Schätze in endloser Fülle zu finden. So mögen aus Kleingeistern Himmelsstürmer werden und du Isel, breitest deine herrlichen Arme aus und unter jeder deiner Liebkosungen blühen Blumen. Heidrun Siebert, Lienz | |
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