29. Mär 2012 Osttiroler Bote | Argumente wurden verniedlichtAm 22. März demonstrierten 50 zur Landesregierung in Innsbruck angereiste Osttiroler Frauen gegen das geplante Isel-Kraftwerk im Virgental.Alle gründlich überlegten Argumente der Frauen wurden von den Landeshauptmann-stellvertretern Anton Steixner (Energie) und Hannes Gschwentner (Umwelt) mit einer „Ja-Aber-Rhetorik“ verniedlicht. Wie bei derlei öffentlichen Projekten üblich, werden hinter den Kulissen Fäden gezogen und die betroffene Öffentlichkeit wenig und einseitig informiert. Wenn dann in diesem Zusammenhang von den politischen Verantwortlichen argumentiert wird, „dass man ihnen vertrauen soll“, hinterlässt das bei den ernsthaft Engagierten ein Gefühl der Ohnmacht. Nicht nachvollziehbar war z. B. der Hinweis von LH-Stv. Anton Steixner auf die moralische Verpflichtung und in diesem Zusammenhang seine Position zur Photovoltaik, sinngemäß – „sie sei nicht der Rede wert“. Seine polemische Rhetorik mit der Verkürzung auf die Frage: „Soll Strom aus Kohlekraftwerken importiert oder lieber aus eigenen Bächen sauber Strom erzeugt werden?“, lässt befürchten, dass differenzierte Vorstellungen im Rahmen eines rationalen Energiekonzeptes fehlen. Man hat den Eindruck gewonnen, dass für die Weiterentwicklung der Technologien zur alternativen Energiegewinnung nur nachrangiges Interesse vorhanden ist. Welche Interessen stecken hinter dieser Politik? Bitte nicht die halbe, sondern die ganze Wahrheit! Es war enttäuschend, dass vonseiten der Politiker auf keine zukunftsweisenden energie- und regionalpolitischen Konzepte hingewiesen werden konnte. Sehr schnell und unkritisch wird vagen Geldversprechungen geglaubt, um Gemeindeschulden zu tilgen, und auf Nachhaltigkeit im Umgang mit Flüssen und der Natur im Allgemeinen wenig Rücksicht genommen. Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass das Kapital, das in der unvergleichlich einmaligen Erholungslandschaft im Bereich des Nationalparks Hohe Tauern vorhanden ist, nicht entsprechend erkannt wird und regionalpolitische Konzepte für eine bessere Nutzung fehlen. Heidrun Vergeiner, Annemarie Bachler, Elfriede Gattol, Lienz | |
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11. Mär 2012 | Zu den Leserbriefen „Unterste Schublade“ und „Virgental den Virgentalern“In der aktuellen Kraftwerksdiskussion scheint es zu einem Missverständnis gekommen zu sein: So beschwerte sich Herr Leiter im letzten Osttiroler über Bergers Aussage, uns interessiere es nicht, woher die Wiener ihren Strom bekommen. Leider ist dieser Satz etwas aus dem Zusammenhang gerissen worden, denn „die Wiener“ hat der Bundesregierung gegolten, die etwa durch das Ökostromgesetz Kraftwerksprojekte dieser Art fördert, ohne auf lokale Gegebenheiten (etwa der Isel als „Herzfluss Osttirols“) einzugehen, nur „ihres Stroms“, der ihre Pläne erfüllen soll, wegen.Von der vorgeworfenen „Mia san mia“-Mentalität möchte ich mich stark distanzieren, einerseits dadurch, dass wir in Prägraten einige Wasserkraftwerke laufen (oder im Winter teils eben stehen) haben, dass etwa in Osttirol mehr Strom erzeugt wird als verbraucht (was ich auch sehr begrüße, wenn er auch auf nachhaltiger und ökologisch sinnvoller Weise produziert wird, etwa Solarstrom), andererseits dadurch, dass die Natur der Isel wichtiger ist als ein möglicher elektrischer Strom, auch für „die Wiener“ Bevölkerung. Der zweite Leserbrief (von Ingemar Berger) kritisierte, wer aller als Kraftwerksgegner in Erscheinung tritt: Erwähnt wird einerseits etwa Dr. Retter, andererseits aber auch Mag. Walder, der mit seiner Agentur ecotone die Isel für den WWF betreut. Wenn ich so gegen das Kraftwerk argumentieren wolle, müsste ich nur ansprechen, wer aller FÜR das Kraftwerk auftritt: Begonnen mit der Nordtiroler Infra, der Nordtiroler/Münchner ILF, den zwei Marketingagenturen SVWP und WiKo, die das Projekt ihres Rufes wegen „durchzuboxen“ versuchen, EVUs (auch aus dem Ausland), ... Aber genauso, wie sie an dem Kraftwerksprojekt arbeiten, sollten auch Nicht-Virgentaler die Möglichkeit haben ihren Standpunkt gegen das Projekt zu vertreten, unabhängig ihrer Herkunft. Wenn die gesamte Kraftwerksgeschichte nur von Virgentalern durchgeführt worden wäre, wäre sie (auch mangels Fachwissen) sicher beendet gewesen, bevor sie überhaupt in Schwung gekommen ist. Wenn man noch einen Schritt weiter geht und fordert „Virgental den Virgentalern“, dann möchte ich nicht wissen, wie es etwa dem Tourismus ergehen würde. Ich möchte auch ausdrücklichst klarstellen, dass es nicht im Sinne der Bürgerinitiative ist an der Gestaltung des Kraftwerkes mitzuarbeiten, unserer Meinung nach soll die Isel komplett kraftwerksfrei bleiben! Alarm haben wir auch schon oft genug geschlagen, denn die Nutzung der Wasserkraft der Isel ist in mehrfacher Hinsicht sinnlos, wie auch technisch keine Alternative zu Atomkraft. Man sollte sich auch vor Augen halten, dass nicht unbedingt jede Idee eine gute ist (selbst wenn dafür so energiebewusste Gemeinden (miss-)/gebraucht werden), die Kritiken am aktuellen Projekt sind ja schließlich auch nicht unbegründet. Abschließend möchte ich noch allen danken, die sich so stark gegen das Projekt einsetzen, (besonders) auch den Auswärtigen! Stephan Troyer, Prägraten | |
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9. Mär 2012 | Im Februar diesen Jahres konnten meine Familie und ich wieder einmal eine erholsame Woche in dem wunderschönen Ort Prägraten verbringen. Bereits das vierte Mal genossen wir die Gastfreundschaft und vor allem die wunderschöne Berglandschaft in Prägraten. Als etwas ganz besonderes empfinden wir das schöne Iseltal. Jeden Tag wanderten wir an der Isel entlang und genossen den Flusslauf, die Landschaft, die Ruhe und die Ursprünglichkeit. Nirgendwo sonst haben wir es bis jetzt erlebt, dass man solange an einem natürlichen Flusslauf entlanglaufen kann, ganz ohne Beeinflussung durch Bauwerke. Deshalb haben wir auch mit Entsetzen gehört, dass dieses Flusstal verändert werden soll. Der Flusslauf soll zwar erhalten bleiben, aber nur mit der Mindestmenge an Wasser, die jemals in der Isel geflossen ist! Das verändert diesen wunderschönen Flusslauf und damit die Möglichkeit ein Stück ursprüngliche Natur zu genießen! Wasserkraft ist sicher eine saubere Energie, aber warum muss man dazu inmitten eines touristischen Gebietes und in unmittelbarer Nähe des Nationalparks “Hohen Tauern” die Landschaft verändern, gar zerstören? Gibt es da nicht andere Alternativen? Stefanie Flinspach mit Familie, Filderstadt, Deutschland | |
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9. Mär 2012 | Gar nicht deppert...Der Ausdruck "deppert" ist im Wiener Jargon gebräuchlich. Es ist kein wissenschaftliches Wort und noch viel weniger ein Argument. In Diskussionen verwendet verursacht es beim Gesprächspartner Abwehrhaltung und zerstört so die Gesprächsbasis. Dennoch hörte ich einen Wiener Kollegen, der sich stark mit Regionalentwicklung und Tourismus auseinandersetzt, kürzlich dieses Wort laut ausrufen.Wieso? Strom für angeblich 40.000 Haushalte (Der Standard, 2011) zu produzieren ist doch gar nicht deppert, sagte ich. Zumindest aus kurzfristiger finanzieller Hinsicht nicht. Die Krise, die Gemeinde-haushalte, die profitabhängigen Unternehmen…. Längerfristig zu denken sei die Verantwortung unserer Gesellschaft und ihrer Vertreter, meinte mein Freund. Abgesehen davon, dass es auch kurzfristig unverantwortlich sei, würde die Rechnung länger¬fristig keine blauen Zahlen liefern. Glaubt man den kürzlich veröffentlichten Einschätzungen des CLISP-Projekts (Alpine Space und UNEP), dann wird die Schneesicherheit in den Alpen in den nächs¬ten Jahren bereits deutlich nachlassen. Der Sommertourismus würde umso wichtiger. Das Einzige, was Osttirol im Sommer attraktiv macht, ist seine Natur und seine „Ursprünglichkeit“, meinte mein Freund. Darüber hinaus würden flussbezogene Infrastrukturen immer häufiger Schadereignissen (Hochwasser, Hangrutschungen,...) zum Opfer fallen. Ein Kostenfaktor also. Was der Verlust an Biodiversität kosten wird (die wahren Kosten), wissen wir nicht genau. Es gibt Institutionen, die sich damit auseinandersetzen (bspw. IUCN, UNEP, UFZ und andere im Rahmen der TEEB-Studie). Wie hoch der Verlust an Biodiversität durch Wasserkraftwerke ist, weiß die Univ. für Bodenkultur bspw. schon lange. Man müsste nur mal fragen. Aber das haben die doch bestimmt alles bereits einkalkuliert. Und durch das UVP-Verfahren wird der Schutz der Landschaft und Natur auch abgesichert, sagte ich zu meinem Freund. Ich glaube, er hielt mich in dem Moment für ein bissi... DI Angelika Manner, Lienz im Sept. 2011 | |
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1. Mär 2012 Osttiroler Bote | Zum Leserbrief „Fakten zum Kraftwerk sicherstellen“, „OB“ vom 23. Feber:Herr Sigi Hatzer behauptet in einem (seinem?) Leserbrief, ich hätte Angaben zur Finanzierung des Iselkraftwerkes „richtigstellen“ müssen. Wenn Herr Hatzer nicht nur Propagandaseiten einer Planungsfirma gelesen hätte, sondern auch die von ihm kritisierte Website www.wasser-osttirol.at, hätte er feststellen können, dass hier nichts „richtigzustellen“ war, sondern ein ergänzender Hinweis auf den Jahresbezug der (von den Planern angegebenen) Kosten vorgenommen wurde, eben ganz im Sinne der von ihm gewünschten „sachlichen“ Diskussion. Im Jahre 2017 oder später würde man ja keineswegs mit den für das Jahr 2014 angeführten Baukosten durchkommen – wobei noch dazu (nach Aussage der Planer) die Kosten bis zu 20 % auch nach oben schwanken können! Der Baukosten-index steigt eben deutlich stärker an als andere Indexwerte.Ein Blick über die horizonteinschränkenden Berge hinaus macht deutlich, dass sich die Stromwirtschaft Europas in stürmischem Umbruch befindet und andere Stromerzeugungsarten (Wind, Sonne) schon weitum Standard geworden sind. Schon jetzt sorgt Photovoltaikstrom für stundenweise Preiseinbrüche an der Strombörse EEX. Wird sich der ja fast nur im Sommer erzeugte Iselstrom in zehn, 15, 20 Jahren wirklich so gewinnbringend verkaufen lassen wie jetzt dargestellt? Auch von einer “Aufstauung der Isel“ war auf www.wasser-osttirol.at nie die Rede. Herr Hatzer beruft sich auf die von einer hilfreichen Werbeagentur gestaltete Webseite der Planer, nach welcher die „Isel nicht aufgestaut“ werde. Damit will man uns Osttirolern wohl erzählen, dass man nicht die Isel, sondern nur das Wasser der Isel aufstauen wolle. Ganz abgesehen von solchen spitzfindigen Formulierungen liegt das Hauptproblem dieses Kraftwerksprojektes doch darin, dass ein guter Teil des Iselwassers über die gesamte Strecke des Dauersiedlungsraumes ausgeleitet werden soll – inmitten der Nationalpark-region. Oder sollte es der Planungsfirma mit Hilfe ihrer zwei Werbeagenturen doch noch gelingen dieses Kraftwerk nicht nur ohne Isel, sondern auch ohne Iselwasser zu gestalten? Dr. Wolfgang Retter, Lienz | |
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